Brief aus dem Rathaus - Energie

15.05.2024


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

bereits seit dem Jahr 2018 beschäftigen wir uns mit der Einrichtung von Wärmenetzen in unserer Gemeinde. Ausgehend vom erstellten Quartierskonzept haben wir uns auf den Weg begeben, um Alternativen für die Wärmeversorgung in Staudt zu erarbeiten. Auf diesem Weg haben wir unterschiedlichste Phasen der politischen Diskussion, um die zukünftige Gestaltung der Wärmeversorgung in Deutschland erlebt. Den Rahmen dieser Debatte bildeten dabei nicht nur die diversen politischen Beschlüsse auf der Bundesebene, sondern auch die weltpolitischen Ereignisse, die eine starke Auswirkung auf die Preisentwicklung, insbesondere von fossilen Energieträgern hatten und sich auch weiterhin auswirken werden.

Aktuell befinden wir uns in einer Phase, in der sich der Energiemarkt zunächst wieder leicht beruhigt hat. Perspektivisch wird sich die Preisschraube, sicherlich auch bedingt durch die ansteigende „CO2-Bepreisung“ nach oben entwickeln. Gleichzeitig steigen die Kosten für die Anlagentechnik zum Bau von Wärmenetzen jedoch auch rasant an. So haben sich z.B. die Kosten für entsprechende Tiefenbohrungen in den letzten Monaten vervierfacht.

Gemeinsam mit der Verbandsgemeindeverwaltung und unserem Partner der EVM haben wir in den vergangenen Monaten die Möglichkeiten zur Umsetzung eines kalten Nahwärmenetzes geprüft und die Vorbereitungen in der Planung intensiviert. Hierbei wurde erfreulicherweise deutlich, dass sich technisch Projekte für die Bestandflächen in der Gemeinde, wie auch für das geplante Baugebiet „Im Bergfeld“ realisieren lassen. Leider können jedoch aktuell die Projekte, in Hinblick auf die oben beschrieben Entwicklungen, weder wirtschaftlich für die potenziellen Nutzer noch für den Investor verwirklicht werden.

Im Einzelnen stellen sich die Einschätzungen hierzu wie folgt dar:

  1. Bestandsgebiete:

Hinsichtlich der für Sondenfelder verfügbaren Flächen können Teile der ausgewiesenen Ortsgebiete mit einem kalten Nahwärmenetz versorgt werden.

Derzeit ist es allerdings auf Grund der Kostenentwicklung und hierbei insbesondere der Bohrkosten nicht möglich, dies in einem Bestandsgebiet wirtschaftlich darzustellen. Nur wenn neben der Wärme im Winter auch eine ausreichende Nutzung von Kälte im Sommer erfolgt, wodurch eine dauerhafte Regeneration der Sonden stattfindet, könnte die Zahl der Sonden so reduziert werden, dass die Bohrkosten einen wirtschaftlichen Betrieb noch zulassen würden. Dies ist jedoch in einem Bestandsgebiet, in welchem eine Kältenutzung planerisch in den Gebäuden nicht vorgesehen ist, nicht gegeben.

Insgesamt ist ein solches Netz daher in einem Gebiet, in dem problemlos eine dezentrale Versorgung in Eigenregie möglich ist, weder für die Kunden noch für den Versorger aktuell attraktiv, so dass der Investor (nach derzeitigem Stand) von einer Realisierung Abstand nimmt.

  1. Neubaugebiet:

Im geplanten Neubaugebiet „Im Bergfeld“ ist eine zusätzliche Kältenutzung, aufgrund der Möglichkeit diese direkt mit in die Gebäudetechnik einzuplanen, gegeben. Für dieses Gebiet kann somit eine Reduktion der Sondenanzahl erfolgen.

Der wirtschaftliche Vorsprung gegenüber der dezentralen Wärmeversorgung ist aktuell jedoch in Hinblick auf die anfangs benannten Entwicklungen nur knapp gegeben. Dies ist jedoch eine aktuelle wirtschaftliche Momentaufnahme. Die Realisierung eines kalten Nahwärmenetzes könnte sich für Anschlussnehmende und damit auch für den Investor bei sinkenden Bohrpreisen deutlich wirtschaftlicher im Gebiet darstellen lassen. Wir werden daher die Preisentwicklung in den nächsten Monaten beobachten und in Gesprächen bleiben. Bezüglich der Vorlaufzeiten für eine Realisierung steht noch ein entsprechendes Zeitfenster bis zur endgültigen Investitionsentscheidung zur Verfügung. Die weitere Preisentwicklung wird daher kontinuierlich bewertet.

Der Ortsgemeinderat hat sich mit diesen Entwicklungen in der Ratssitzung am 25.04.2024 beschäftigt und einstimmig folgenden Beschluss gefasst:

  • Der OGR ist weiter bestrebt, Maßnahmen zur Umsetzung von Nahwärmenetzen in die Umsetzung zu bringen.
  • Der OGR will die Vorbereitungen zur Umsetzung eines kalten Nahwärmenetzes weiter vorantreiben. Daher sollen die bereits begonnen Aktivitäten zur Flächensicherung und Zusammenlegung fortgeführt werden.
  • Zur Unterstützung insbesondere der Gebäudeeigentümer im Bestand sollen gemeinsam mit der Klimaschutzbeauftragen der Verbandsgemeinde Informationsveranstaltungen zur energetischen Gebäudesanierung im Bestand durchgeführt werden. Das Angebot zur Finanzierung von Begutachtungen durch Energieberater im Rahmen der „Fördersatzung“ soll verstärkt beworben werden.
  • Hinsichtlich der Liegenschaften Bauhof, Alte Kirche / Rathaus und Kindertagesstätte sollen möglichst CO2-neutrale Energiekonzepte verwirklich werden.

Ich bedauere, dass wir als Ortsgemeinde in Hinblick auf unsere Aktivitäten zur CO2-Reduzierung, aber auch in Bezug auf unsere Bemühungen den Bürgerinnen und Bürgern wirtschaftliche und ökologische Wege zur Wärmeversorgung unterbreiten zu können, aktuell kein Angebot machen können. Gerne möchte ich Sie jedoch ermuntern, die Möglichkeiten unserer „Förderrichtlinie Energieeffizienz“ zu nutzen und insbesondere auch durch eine geförderte Energieberatung die Möglichkeiten für Ihr Gebäude untersuchen zu lassen.

Gerne stehe ich Ihnen und Euch unterstützend und beratend zur Verfügung.

Sven Normann

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