Schloss Montabaur
Zwischen den schon früh besiedelten Gebieten des Neuwieder Beckens am Rhein, dem Lahngebiet mit dem Goldenen Grund und der Wetterau war der Burgberg in Humbach (Montabaur) als Fluchtburg für die Bauern der Talsenke und als Sicherungsposten für den in west – östlicher Richtung verlaufenden Verbindungsweg am Flussübergang des Aubaches bzw. Gelbaches spätestens seit etwa 1.000 v.Chr. mit keltischen Bewohnern besiedelt.
In römischer Zeit zwischen 50 v.Chr. und 260 n.Chr. lebten hier germanische Siedler der Ubier, Mattiaker und Chatten an einer Grenzfestung zum Römischen Reich, das ab 80 n.Chr. durch den 10 km westlich von Montabaur verlaufenden Grenzwall des Limes östlich des Rheins gegen die germanischen Stämme gesichert wurde.
In fränkischer Zeit zwischen 700 und 900 war der Burgberg Humbach im fränkischen Engersgau im Besitz der Gaugrafen aus dem Geschlecht der Konradiner. Graf Hermann, der von König Heinrich I. im Jahr 926 mit dem Herzogtum Schwaben belehnt wurde, ließ den Burgberg nach 910 mit einer wehrhaften Burg an der Westgrenze des ostfränkisch-deutschen Reiches im damaligen Herzogtum Franken ausbauen und zur Sicherung seiner Grundherrschaft Humbach befestigen. Im Jahr 1018 entzog Kaiser Heinrich II. diese Grundherrschaft dem Konradinergrafen Otto von Hammerstein und schenkte sie mit dem Königshof Koblenz, den Stiften St.Castor und St.Florin in Koblenz und mit dem Spurkenbergforst zwischen Rhein, Lahn, Saynbach und Gelbach dem Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg. Seit dieser Zeit waren die Erzbischöfe und Kurfürsten von Trier etwa 800 Jahre lang bis 1802 Land- und Stadtherren in Humbach (Montabaur).
Nachdem Erzbischof Theoderich II. von Wied im Jahr 1212 unweit des Burgberges auf seiner Anreise zur Burg von Graf Heinrich II. von Nassau im Zusammenhang mit dem damaligen Thronstreit um die deutsche Königskrone zwischen den Staufern und Welfen überfallen und in Gefangenschaft gesetzt worden war, aus der er erst 1214 von König Friedrich II. befreit wurde, ließ er die Burg Humbach ab 1215 stark ausbauen und befestigen. Zur Sicherung des rechtsrheinischen Landesteils des Erzstifts Trier gegen die Grafen von Nassau ließ er sie fortan mit einem Burggrafen und einer ritterlichen Burgmannschaft besetzen. Gleichzeitig gab er dieser Burg einen neuen, seinen Verteidigungs- und Besitzanspruch symbolisch unterstreichenden neuen Namen nach dem Berg Tabor im Heiligen Land (Mons Tabor = Berg der Verklärung Christi im Neuen Testament der Bibel; althochdeutsch: Munthabur). Dieser Name der Burg, der seit 1227 urkundlich überliefert ist, wurde von der sich im 13.Jahrhundert entwickelnden städtischen Siedlung (oppidum) Montabaur übernommen. Im Jahr 1291 verlieh König Rudolf I. von Habsburg dieser Siedlung auf Betreiben des Trierer Erzbischofs Boemund I. von Warsberg die Stadtrechte.
Die Burg Montabaur wurde im 13.–16.Jahrhundert von den Erzbischöfen und Kurfürsten von Trier als eine von mehreren Residenzen in der Nähe der Festung Ehrenbreitstein genutzt und ab 1470 zum Teil in einzelnen Bauphasen zum „Burgschloss“ umgebaut. Der Trierer Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck ließ die Burg schließlich in den Jahren 1686-1709 als „gelbes Barockschloss“ zur Residenz für das rechtsrheinische Erzstift Trier aus- und umbauen.
In diesem Schloss, das im Dreißigjährigen Krieg zwischen 1632 und 1639 mehrmals belagert und von unterschiedlichen Truppen besetzt worden war, hielten sich die Kurfürsten von Trier im 16. – 18.Jahrhundert zu unterschiedlichen Zeiten auf, u.a. auch zur Hochwildjagd auf der Montabaurer Höhe, für die auch am Fuße des Burgberges im Stadtbachtal ein Tierpark angelegt wurde. Zur Verwaltung des kurtrierischen Amtes Montabaur residierten ein adeliger Amtmann, ein Amtsverwalter und ein Amtskellner mit einer Dienstmannschaft in dem Schloss.
Im Zuge der Säkularisation der geistlichen Fürstbistümer am Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch den Reichsdeputationshauptschluss des Reichstages zu Regensburg am 23.12.1802 kam der rechtsrheinische Landesteil des Erzstifts Trier in den Besitz des Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg und im Jahr 1806 zum neu gebildeten Herzogtum Nassau. Die Herzöge von Nassau nutzten das Schloss Montabaur nur gelegentlich zur Ausübung der Jagd in diesem Gebiet. 1851 wurde hier das Katholische Lehrerseminar des Herzogtums als nassauische Hochschule untergebracht, für die nach 1866, als das Herzogtum Nassau vom Königreich Preußen annektiert worden war, an anderer Stelle in der Stadt Unterrichtsräume belegt wurden, als in der preußischen Provinz Hessen-Nassau mit der Bildung von Landkreisen die Kreisverwaltung des Unterwesterwaldkreises in das Schloss einzog.
Mit der Neubildung des Landes Rheinland-Pfalz in der französischen Besatzungszone im Jahr 1945 und in der Bundesrepublik Deutschland ab 1949 wurde das Schloss Montabaur ab 1946 Sitz der Bezirksregierung Montabaur für die rechtsrheinischen Landkreise bis zu deren Vereinigung mit dem Regierungsbezirk Koblenz im Jahr 1968. Das Land Rheinland-Pfalz veräußerte das Schloss Montabaur im Jahr 1969 an die Deutsche Genossenschaftskasse, die es 1970 für die Akademie der Volksbanken und Raiffeisenbanken der Zentralbank der Genossenschaften übergab. Die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG Schloss Montabaur) hat sich hier mit einem breit gefächerten Fortbildungs-, Tagungs- und Seminarangebot für Führungskräfte in Bankwesen und Wirtschaft zu einer bundesweit anerkannten Bildungsstätte entwickelt.
Die Besichtigung der Außenbereiche des Schlosses Montabaur ist möglich.